9. April 2025

Festival-Krise: Warum die Eventbranche ums Überleben kämpft

Läufer beim Stadtwerke Lübeck Marathon in der Altstadt.

Die Festival- und Eventkultur in Deutschland steckt in einer ernsthaften Krise. Rückläufige Ticketverkäufe, steigende Kosten und ein verändertes Feierverhalten machen vor allem kleinen und mittelgroßen Festivals schwer zu schaffen. Während große Einzelkonzerte und Major-Festivals weiterhin boomen, kämpfen viele unabhängige Veranstalter ums Überleben.

Rückläufige Ticketverkäufe: Ein Symptom der wirtschaftlichen Lage

Ein zentrales Problem ist der Rückgang der Ticketverkäufe. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Die anhaltende Inflation, der Ukraine-Krieg, steigende Lebenshaltungskosten und eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit führen dazu, dass viele Menschen weniger Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben. Die Kaufkraft der Besucher*innen ist spürbar gesunken, und das merken Festivalveranstalter besonders deutlich.

Während früher Tickets oft Monate im Voraus gekauft wurden, zögern viele heute – aus finanziellen oder organisatorischen Gründen. Für Festivals bedeutet das eine große Planungsunsicherheit. Preiserhöhungen wären wirtschaftlich notwendig, sind aber kaum durchsetzbar, weil sie noch mehr potenzielle Gäste abschrecken könnten.

Steigende Gagen und explodierende Kosten in der Eventbranche

Was vielen Besucherinnen gar nicht bewusst ist: Auch die Kosten hinter den Kulissen sind massiv gestiegen. Besonders im Booking-Bereich macht sich das bemerkbar. Gagen für DJs, Live-Acts und Bands sind teils deutlich teurer geworden – denn auch Künstlerinnen spüren die Teuerung und kalkulieren ihre Preise neu.

Hinzu kommen gestiegene Kosten für:

Ein Festival heute zu veranstalten, ist deutlich teurer als noch vor wenigen Jahren – und das bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen. Diese Schere bringt viele Veranstalter an ihre wirtschaftliche Belastungsgrenze.

Die neue Feierkultur nach Corona

Ein weiterer Faktor: Das Feierverhalten hat sich seit der Corona-Pandemie stark verändert. Zwei Jahre lang gab es keine Clubs, keine Festivals, keine großen Menschenansammlungen. Besonders die jüngere Generation – die sogenannten „Pandemie-Jahrgänge“ – ist nie richtig in die klassische Eventkultur hineingewachsen.

Stattdessen stehen heute kleinere, oft spontan organisierte Events, private Feiern oder digitale Formate im Fokus. Viele Menschen sind zurückhaltender geworden, was große Menschenmengen angeht – oder haben ganz neue Freizeitgewohnheiten entwickelt.

Das Paradoxon: Major-Events boomen trotzdem

Trotz all dieser Herausforderungen gibt es auch eine andere Seite der Medaille: Einzelkonzerte großer Acts und Major-Festivals verkaufen sich weiterhin hervorragend – teilweise zu Ticketpreisen von über 100 Euro. Und das, obwohl sie deutlich teurer sind als kleinere Events.

Wieso funktioniert das? Weil hier der Erlebnisfaktor zählt. Solche Events werden als einmalige Highlights inszeniert, als „Must-See“-Momente mit Instagram-Potenzial. Statt mehreren kleinen Festivals im Sommer wird ein großes Event besucht – das dann auch gerne etwas mehr kosten darf.

Fazit: Die Eventbranche braucht neue Ideen und Unterstützung

Die Festival- und Eventbranche in Deutschland steht an einem kritischen Punkt. Ohne strukturelle Veränderungen, kreative Ideen und vielleicht auch politische Unterstützung wird es für viele kleinere Festivals schwer, langfristig zu bestehen.

Doch die Nachfrage ist da – die Menschen wollen feiern, tanzen, Gemeinschaft erleben. Es braucht nur neue Wege, diese Bedürfnisse in einem veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext zu erfüllen. Denn Kultur ist kein Luxus – sie ist ein Grundbedürfnis.

  1. Festival
  2. Event
  3. Booker

← Zurück zum Blog